„Großes Werk strahlend interpretiert” (BNN)

Aufführung von Händels „Messias“ in der Christuskirche

Ausdrucksvolle Leistung von Kammerchor, Barockorchester und Solisten

Atemberaubend gelang die Aufführung des „Messias“ von Georg Friedrich Händel durch Barockorchester und Kammerchor der Christuskirche: Unter der versierten Leitung von Carsten Wiebusch wurde mit schlankem barockem Klang und beweglicher ARtikulation ein Konzert geboten, das die Zuhörer in Bann schlug. Dieses große Werk, das in englischer Sprache aufgeführt wurde, hat auch heute, 260 Jahre nach seiner Uraufführung in Dublin, nichts von seiner Suggestivkraft eingebüßt.

Der neu zusammengestellte Kammerchor mit nur rund 20 Sängerinnen und Sängern bewies von Beginn an seine Ausdruckskraft und sein Gespür für klare Linien in den Fugen. Carsten Wiebusch hat mit dem Ensemble viele Details der Partitur besonders plastisch herausgearbeitet und ließ so di evielen Chöre des Messias in ihrer ganzen Vielfalt erstrahlen. Nicht nur die berühmten Chöre „All we like sheep“ oder das grandiose „Halleluja“ erfuhren so eine lebendige Interpretation, der Kammerchor überzeugte durchgehend.

Ebenso die Solisten, die hervorragend mit der Klangkonzeption von Orchester und Chor harmonierten. Gleich die erste Arie des Tenors zeigte dies: Michael Wieland sang fern von jeglichem Manierismus, der weich eKlang seiner Stimme verband sich stets mit dem Orchester zu einer musikalisch runden Einheit. Die Altpartie hatte Matthias Koch übernommen. Aber die Zuhörer kamen nur in den Genuss seiner beiden ersten Arien; er war danach leider indisponiert und konnte nicht weitersingen. Diesen Ausfall fingen die Solisten jedoch auf und übernahmen seine Partie, zudem gab es tatsächlich im Publikum eine Sängerin, die das Duett „O death, where is thy sting“ zusammen mit dem Tenor aufführen konnte: Angela Wieland sang mit ihrem Mann gemeinsam, sodass auch dieses schöne Stück aus dem Messias zu Gehör gebracht wurde.

Susanne Cornelius (Sopran) ließ aufhorchen: Ihre sehr reine, glockenklare Stimme schien gleichsam über dem Orchester zu schweben. Die Verkündigung von der Geburt des Messias wurde so zu einem lichten Moment, un ddie frohe Botschaft drang dank hervorragender Interpretation zum Publikum durch. Albrecht Pöhl hatte für den nötigen Kontrast zu diesen hellen Klängen gesorgt: Mit dunklem Bass und ausgeprägtem Affekt sang er seine ersten beiden Arien. Das Rasen der Völker in „Why do the nations so furiously rage together“ war eine weiter eindrucksvolle Steigerung.

Das Barockorchester musizierte mit Verve und großem Einfühlungsvermögen (Konzertmeisterin: Isabel Schau). Sehr schön die Continuogruppe mit federndem Ton und weichem Bass. Für eindrucksvolle Steigerungen sorgten Pauken und Naturtrompeten (Guntram Sellinger und Franziska Jacknau), Barockoboen (Georg Siebert und Angela Knapp) und Fagott (Carles Cristobal) rundeten den perfekten Klang des Orchesters ab.

Carsten Wiebuschs Dirigat spiegelte die ausdrucksvolle Interpretation wider: Detailliert in den Artikulationen, schwungvoll in den großen Linien und mit viel Temperament führte er Barockorchester, Kammerchor und Solisten zu einem großen Ganzen. Der stürmische Applaus bestätigte nicht nur die allgemeine Beliebtheit des Werkes, sondern gerade auch diese spannungsvolle Konzeption.